Das Barockzimmer


Schweben. Inmitten des Raumes.
Verstörtes Zucken der Lider.
Ein Geräusch im hintersten Teil des Schattens.
Der Fremde lässt seinen Blick schweifen.
Ruhig und gelassen steht er am Rande und beobachtet jenes Treiben.
Man kann ihn kaum erblicken.
Nur die aufhellende Glut der Zigarette ist zu vernehmen.
Ein altes Zimmer.
Gekleidet in Barock.

Die feinsten Stoffe, Büsten, Fresken und Gemälde sind zu sehen.
Bei Tageslicht kaum zu erkennen welch Spiel dieser Raum in sich birgt. Das Geheimnis welches zu behüten ist, wie der eigene Augapfel.
Leichtes zittriges Atmen schallt von den Wänden her nieder, erfüllt den Raum und steigt hinab zu jener, welche es gab.
Ihre Augen von Muse erfüllt. Glühende Stiche gehen aus von ihrem Blick. Lässt ihre Augen wandern über den, den den sie liebte, für den sie einst gestorben wäre.

Nun liegt er unter ihr, hilflos, verlassen und ergriffen von solcher Lust dass er kaum vermag zu sprechen.
Er presst seinen Kopf in das schwarze samtene Laken, hart und weich zugleich.
Sein Blick starr vor Begierde, tiefe Falten rinnen über sein Gesicht.
Schweißperlen verstärken seine liebende Wut.
Ganze Kraft nur verwendet für diesen Augenblick.
Für diesen Hauch einer Sekunde. Für diesen Moment gab er all seinen Stolz, all jenes was ihn auszumachen schien.

SIE sitzt auf ihm wie eine Königin, ein fast gelassener Gesichtsausdruck, spöttisch, höhnend, genießend.
Sie betrachtet ihn, ein schöner Mann war er.

Ihre Hände gleiten über seinen Körper. Langsam über seine Brust, zwicken seine Haut, kreisen ?üer seinen Bauch.
So männlich und stark liegt er dort. So tapfer, so verkrampft sein Gesicht.
Jede kleinste Faser seines Körpers ist angespannt.
Wie als wollte er vor ihrer Macht fliehen, drückt er sich immer stärker in das antike Bett, welches kaum auszuhalten vermag solch Gewicht und solch Bewegungen.

Die Glut der Zigarette erhellt sich erneut.
Ein dichter Rauch verteilt sich im Sein und entschwindet langsam.
Sie schaut kurz auf, lächelt dem der dort steht zu.
Sie kann ihn nicht sehen doch sie erahnt ihn. Bald würde sie ihn wieder sehen dürfen, für immer.
Rasch wendet sie sich wieder ihrem Gatten zu, krallt ihre Finger in seinen Körper, sinkt mit ihrem Mund zu ihm herab und küsst seine Brust.
Harte bestimmende Küsse, wie von einer bezahlten Frau, die wünscht bald ihr Geld zu bekommen.
Sie beginnt ihn zu beißen, kratzen, saugt an seiner Haut. Er ist wahnsinnig vor Lust. Sein Verlangen bebt nach ihr, doch sie lässt ihn nicht.
Weiter sinkt ihr Mund, tiefer, erreicht seine zitternden Beine. Ihre Zunge gleitet zwischen jene, liebkost ihn anfangs dort, streicht sanft über seine Haut, küsst ihn.
Sie leckt über Ihn, öffnet leicht ihre Lippen, umspielt Ihn mit ihrer Zunge und lässt Ihn dann leicht in ihren Mund gleiten. Ihre Lippen saugen, nehmen Ihn tiefer in ihren Mund.
Sie spürt sein Zittern, lächelt während sie immer stärker seine Lust versucht zu befriedigen.
Er erlebt wundervolle Sekunden, lächelt.
Seine Hände streicheln seine geliebte Braut. Er spürt ihr seidenes Haar auf seiner Brust, atmet ihre Schönheit ein. Gewissheit beginnt ihn zu beherrschen, er weiß, er liebt sie.
Seine Augen wandern herab zu ihr er beobachtet ihren Kopf, wie er sich ein wenig auf und ab bewegt und haucht ihr zu …… ich liebe Dich.
Sie hebt ihren Kopf, ihr Leuchten erfasst seines, er lächelt sie verliebt an, sie öffnet den Mund, will etwas sagen…….. Stummer Schrei in ihrem Gesicht. Ihre Augen weiten sich, erfüllt von Angst und Schmerz, ein dumpfer Schlag. Ihr eben noch lieblicher Mund öffnet sich ruckartig und sie schreit, schreit ihren Todesschrei. Blut fließt über ihre Schultern, ihre Arme herab, spritzt ihm in sein von Liebe erfülltes Gesicht. Ihr Körper bebt, zittert, ein langsames Zittern, jeder Muskel springt. Die rote Flüssigkeit quillt aus ihrem geöffneten Mund, ihre Augen weit geöffnet, die feengleiche Bläße ihrer Iris verschwindet hinter ihren Augenlidern und ihr Körper fällt tot auf den seinen. Er schaut wie vom Tode berührt zu ihr, und dort wo eben noch ihr schreiendes Gesicht stand, sieht er nun den Kopf eines fremden Mannes. In dessen erhobener Hand prangert ein von Blut beschmiertes Messer. Er kann ihn nicht sehen, seine Augen erfüllt mit Tränen, seine tote Braut auf seinem Schoß, das warme Blut über seine Haut rinnend. Sein letzter Blick eine erlöschende Glut.
Und so ward genommen was einst gewesen.
Später war es in aller Munde. Paar aus Lust gestorben ……. aus der Lust eines anderen heraus ……… aus der Lust zu morden.